Skip to main content


News: Postcolonial, Regensburg, Bavaria

Early Career Conference on "Postcolonial Perspectives on Memory Culture" at the Center for Commemorative Culture at the University of Regensburg

02 August 2024, by Tanja Wagensohn

  • Philosophy, Art History, History, and Humanities
  • Research
  • Science Outreach & Transfer
  • Study & Teaching

The lettering "Kolonialwarenhandlung" on the facade of a house, the chocolate ambassador in cute plush pants: often nostalgically interpreted, they are shadows of a colonial past that still haunt everyday life as images or concepts and make visible the historical and current presence of post/colonial realities.

From 24 to 27 July, early career scholars explored in Regensburg the seemingly banal everydayness of colonialist world views and discussed how they can be reflected upon and negotiated.

To read the entire article, please switch to the German version.

[Translate to English:] „Glokalisierung“

[Translate to English:]

(Wiederkehrende) Debatten um belastete Namen, Begriffe, Symbole, um „koloniale Kontinuitäten“ kennt auch Regensburg – die „Drei-Mohren-Straße“ gehört zu den prominenteren Beispielen. Michael Rösser, selbst Regensburger, führte seine Kolleg*innen im Tagungskontext durch die Stadt und machte auf ihre postkolonialen Spuren aufmerksam. Deutlich wurde: Städte, Regionen, Länder – sie wirken in Bezügen mit anderen Orten bzw. Räumen, sie sind Produkt sozialer Beziehungen, kultureller Bedeutung und emotionaler Identifikation.

Die Referenten verwiesen u. a. auf Hamburg und München, wo zwischenzeitlich aus Universitäten und Zivilgesellschaft heraus Initiativen entstanden sind, die sich mit Räumen und Kolonialgeschichte beschäftigen. In vielen kleineren Städten stehen solche Auseinandersetzungen noch immer am Anfang – obwohl das deutsche Kolonialreich, flächenmäßig das drittgrößte nach dem britischen und französischen, auch in die Provinz reichte. Verantwortung für kolonialhistorische Themen, das machten Rössers Ausführungen deutlich, delegierte man auf Landesebene gerne nach oben, in den „nationalen Kontext“. Doch die Realität war auch lokal.

[Translate to English:] Decolonize yourself!

[Translate to English:]

So gab es eine „Koloniale Sonderausstellung“ in der Großen Oberpfälzer Kreisausstellung 1910; im dazugehörigen Programmheft warb ein Regensburger Unternehmer für die von ihm vertriebenen „Trikot-Unterkleider aus deutscher Colonial-Baumwolle“ – entstanden in Zwangsarbeit. Die „Sonderausstellung“ sollte den Auftakt für die Etablierung eines Kolonialmuseums in Regensburg bilden, berichtete Rösser. Er erinnerte daran, dass es um 1900 ein großes Bestreben war, große Räume zu erschließen, über Eisenbahn, Schifffahrt und Telegrafie. Die neue Infrastruktur schuf weitere koloniale Imagination. Der geopolitische Blick fiel in Regensburg dabei aufs östliche Europa.

Räume postkolonialer Erinnerung sind allgegenwärtig und losgelöst von Grenzen und Geographie, verknüpft mit Austausch und Migration. Sie sind in weltumspannende Verflechtungen eingebunden, transnational und transkontinental. Lokale Bezüge sind prägend. „Vor Ort“ spielt in verschiedener Hinsicht eine Rolle.

So seien beispielsweise Straßen Erinnerungsorte, ihre Benennungen, etwa nach Personen, spiegelten stets die aktuellen Verhältnisse, Weltanschauung und Kultur bis hin zu den Herrschaftsverhältnissen der entsprechenden Zeit wider. Wer vor 50 oder 100 Jahren ehrwürdig war, muss es nicht zwangsläufig heute auch sein. In Bernhards Workshop schlüpften die Teilnehmenden im Rahmen eines fiktiven Szenarios in die Rolle des wissenschaftlichen Beirats einer Augsburger Kommission für Erinnerungskultur, um aus dieser Perspektive über den Umgang mit kolonialen Straßennamen, wie der Columbusstraße oder dem Welserplatz zu diskutieren.

In Rössers Workshop setzten sich die die Tagungsteilnehmer*innen mit einem Lokalzeitungsartikel zur Ausstellung „Weiss auf Schwarz – Kolonialismus, Apartheid und Widerstand“ im Jahr 1986 in Regensburg auseinander. Kolonialismus und Kolonialgeschichte wurden in der Berichterstattung nicht direkt thematisiert – obwohl das Begleitprogramm zur Ausstellung einschlägige Möglichkeiten geboten hätte. Uwe Timm las aus „Morenga“, im Kino lief „Die Liebe zum Imperium“ von Peter Heller. Der Fokus des Beitrags hingegen lag auf Beschädigungen von Ausstellungsstücken; dahinter vermutet wurden „Alt-Nazis“. Der sog. Historikerstreit fiel in dieses zeitliche Umfeld; er mag ein Grund dafür gewesen sein.

[Translate to English:] Was für eine Gesellschaft wollen wir sein?

[Translate to English:]

Im Plenum trugen die Workshop-Teilnehmer*innen ihre Erkenntnisse zusammen. Dazu gehörte, dass partizipatorische Ansätze wünschenswert seien. Aber sie sind offensichtlich höchst komplex – und kompliziert dazu. Aus aktivistischer Perspektive gestalte sich manches noch einmal anders, sagte eine Tagungsteilnehmerin, die Interessierte durch das koloniale Bayreuth führt. Gerechtigkeit werde nicht automatisch durch das Ändern eines Straßennamens hergestellt. Es brauche Antworten auf die Frage: Was wollen wir für eine Gesellschaft sein, worauf können wir uns einigen?

Im Stadtarchiv Regensburg nutzten die Wissenschaftler*innen am dritten Konferenztag die Möglichkeit, Bestände mit Bezügen zum deutschen Kolonialismus zu sichten. Weitere Themen: May Ayim – Alumna der UR, afrodeutsche Aktivistin, Pädagogin und Schriftstellerin. Sie zog Anfang der 1980-er Jahre von Regensburg nach Berlin, wo 2010 das ehemalige Gröben-Ufer nach ihr umbenannt wurde und heute May-Ayim-Ufer heißt. Möglicherweise verließ sie Regensburg, weil sie als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers vor Ort mit Rassismus konfrontiert war. Über die Quellen zu May Ayim im Universitätsarchiv sprachen die Forschenden mit dem Universitätsarchivar Dr. Andreas Becker am Nachmittag. Am Samstag setzten sich die Wissenschaftler*innen abschließend noch mit einem „unerwarteten Ort“, wie Philipp Bernhard ihn charakterisierte, auseinander: Dem „Afrikamuseum“ der Benediktinerabtei Schweiklberg im niederbayerischen Vilshofen an der Donau.  

[Translate to English:] Informationen/Kontakt

[Translate to English:]

Zum Zentrum Erinnerungskultur (external link, opens in a new window) der Universität Regensburg

Open-Access-Literatur und Internetportale zum Thema:

Philipp Bernhard: Geschichtsvermittlung postkolonial. Eine geschichtsdidaktische Vermessung Postkolonialer Theorie. Göttingen 2024. https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/paedagogik-soziale-arbeit/schulpaedagogik/58939/geschichtsvermittlung-postkolonial (external link, opens in a new window)
 

Michael Rösser: Prisms of Work: Labour, Recruitment and Command in German East Africa, Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2024. https://doi.org/10.1515/9783111218090 (external link, opens in a new window)

Post-/koloniale Spuren in München: https://mapping.postkolonial.net/ (external link, opens in a new window)

Unterstützt wurde die Tagung durch die Förderung der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth (external link, opens in a new window). Der postkoloniale Stadtrundgang fand in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg e.V. (external link, opens in a new window) statt sowie der Fachschaft Geschichte (external link, opens in a new window), einem Seminar aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Regensburg, dem Jugendbeirat Regensburg (external link, opens in a new window), der Partnerschaft für Demokratie Regensburg. Gefördert wurde der Stadtrundgang darüber hinaus durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ (external link, opens in a new window) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Related News

To top