Rheumaorthopädie beschäftigt sich mit der Behandlung von Gelenk-, Knochen- und Muskelerkrankungen, die durch Rheuma entstehen. Rheuma ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Das führt oft zu Schmerzen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen. Ziel der Rheumaorthopädie ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern – zum Beispiel durch Therapien, die Schmerzen lindern, oder durch Operationen, die geschädigte Gelenke wieder beweglich machen. Diese medizinische Disziplin kombiniert Wissen aus der Orthopädie und der Rheumatologie, um Menschen mit rheumatischen Beschwerden bestmöglich zu helfen.
Die Entscheidung für eine Operation bei rheumatischen Erkrankungen ist nicht einfach und braucht viel Erfahrung. Dank unserer langjährigen Arbeit in diesem Bereich können wir Patienten optimal unterstützen. Gerade bei rheumatischen Erkrankungen gehen die medikamentöse, die physikalische und die operative Therapie Hand in Hand. Alle Fachbereiche finden Sie in Bad Abbach vor Ort und unsere Abteilungen arbeiten eng miteinander zusammen, um für Sie das beste Ergebnis zu erreichen.
Wenn Medikamente die Entzündungen in den Gelenken nicht genug reduzieren oder bereits Schäden wie Arthrose entstanden sind, kann eine Operation notwendig werden. Gerade bei langjähriger Erkrankung kommt es häufig zu starken Fehlstellungen und Funktionsverlusten. Dabei ist unser Ziel, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit bzw. Funktion zu verbessern.
Zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten beraten wir Sie gerne in unseren gelenkspezifischen Sprechstunden.
Bei rheumatischen Erkrankungen gibt es einige besondere Herausforderungen. Oft ist das Immunsystem durch die Krankheit und die Medikamente, die das Abwehrsystem dämpfen, geschwächt. Dadurch steigt das Risiko für Infektionen, welche schwerwiegende Komplikationen sind.
Auch Knochen und Gelenke sind durch die Krankheit und Medikamente, insbesondere durch den Einsatz von Cortison, empfindlicher. Nach langjähriger Cortisontherapie kann ein Knochenschwund, auch Osteoporose genannt, entstehen. Deshalb ist bei der Operation besondere Sorgfalt gefragt, da die Knochen durch Osteoporose leichter brechen können.
Rheumatische Erkrankungen betreffen oft nicht nur die Gelenke, sondern auch weiche Gewebe wie Sehnen, Schleimbeutel oder die Haut. Ein kleines Rheumaknötchen an einer ungünstigen Stelle kann für Betroffene schon sehr schmerzhaft und einschränkend sein. Je nach individuellem Fall können wir Sehnen wiederherstellen, entzündetes Gewebe um die Sehnen entfernen, Schleimbeutel entfernen oder Rheumaknötchen gezielt entfernen, um die Beschwerden zu lindern.
Eine Synovektomie ist nötig, wenn die Gelenkinnenhaut (= Synovialis) stark entzündet ist und andere Behandlungen nicht helfen, die Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Dies geschieht entweder über eine Gelenkspiegelung (= Arthroskopie) oder eine offene Operation und wird als Synovialentfernung (= Synovektomie) bezeichnet. Ziel ist es, die Entzündung zu stoppen oder zu verlangsamen, um Folgeschäden wie Arthrose oder Fehlstellungen zu vermeiden. Etwa sechs Wochen nach der Operation wird oft eine zusätzliche Behandlung, die sogenannte Synoviothese, durchgeführt.
Auch das Gewebe um die Sehnen, das bei rheumatischen Erkrankungen entzündet sein kann, kann bei einer Operation von Entzündungen befreit werden. Dieser Eingriff heißt Tenosynovialektomie.
Die entzündete Gelenkinnenhaut kann durch eine Spritze mit speziellen Medikamenten behandelt werden. Der leicht radioaktive Wirkstoff verödet lokal die entzündete Schleimhaut, das umliegende Gewebe wird hierdurch nicht belastet. Dadurch werden Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen gelindert. Diese Methode wird oft angewendet, bevor eine Operation nötig wird, oder nach einer Operation (z. B. Synovektomie), um eventuell verbliebene Reste der entzündeten Schleimhaut zu entfernen. Die Radiosynoviorthesen werden in Kooperation mit der Nuklearmedizin im Universitätsklinikum Regensburg durchgeführt.
Wenn Gelenke bereits stark beschädigt sind, können wiederherstellende oder entfernende Operationen notwendig werden. Bei der Resektionsinterpositionsarthroplastik wird der zerstörte Gelenkteil entfernt (= Resektion) und der entstandene Zwischenraum mit Weichgewebe aufgefüllt (= Interposition). Solche Eingriffe, bei denen geschädigte Gelenke teilweise ersetzt oder umgestaltet werden (= Resektionsinterpositionsarthroplastiken), bringen oft gute Ergebnisse. Sie kommen insbesondere dann in Frage, wenn ein künstlicher Gelenkersatz oder eine Versteifung ungeeignet sind.
Der Gelenkersatz durch Implantate, wie bei Knie- und Hüftgelenken, ist eine der wichtigsten Behandlungsmethoden für rheumakranke Patienten. Dabei müssen die speziellen Bedürfnisse der Rheumatiker berücksichtigt werden. Oft sind die Gelenke durch Fehlstellungen oder Instabilität der Bänder geschwächt, weshalb spezielle Prothesen benötigt werden, die sowohl stabil sind als auch eine gute Beweglichkeit ermöglichen und möglichst schnell wieder belastet werden können. In unserer Klinik werden Prothesen am Daumensattelgelenk, Fingergelenken, Hüfte, Knie, Schulter und Sprunggelenk angeboten.
Besonders bei den Sprunggelenken und den Fingern werden manchmal Versteifungsoperationen durchgeführt. Das Ziel einer Gelenkversteifung ist es, chronische Schmerzen zu beseitigen und das Gelenk so zu stabilisieren, dass es wieder belastbar wird. Durch die Versteifung wird verhindert, dass sich das Gelenk weiter verschlechtert oder Fehlstellungen entstehen. Durch eine Versteifung wird das Gelenk unbeweglich, aber der Körper kann das oft durch die umliegenden Gelenke ausgleichen. Manche Patienten brauchen nach einer Versteifungsoperation spezielle Hilfsmittel, wie zum Beispiel orthopädische Schuhzurichtungen. Dafür arbeiten wir eng mit Fachleuten aus der Orthopädietechnik zusammen. Am wichtigsten ist, dass der Mensch wieder besser durch den Alltag kommt, ohne ständig von Schmerzen beeinträchtigt zu sein.
Unsere Ärzte führen viele Operationen so durch, dass die Patienten direkt nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen können, ohne im Krankenhaus bleiben zu müssen (= ambulante Operationen). Bei rheumatischen Erkrankungen ist dies jedoch oft nicht möglich, da die Patienten häufig auch andere gesundheitliche Probleme haben und mehrere Körperteile betroffen sind. Deshalb erfordert die Nachbehandlung meist mehr Pflege. Wenn bei Ihnen eine Operation geplant wird, fragen Sie gerne nach, ob Ihre Operation möglicherweise auch ambulant durchgeführt werden kann. Dies wird individuell gemeinsam mit Ihnen entschieden.
Nach der Operation ist es besonders wichtig, dass Rheumakranke eng mit Rheumatologen und Orthopädietechnikern zusammenarbeiten. Die medizinische Behandlung wird oft durch Krankengymnastik, Physiotherapie und gegebenenfalls Ergotherapie unterstützt, um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten oder zurückzugewinnen. Bei größeren Eingriffen, wie zum Beispiel dem Einsatz von Gelenkprothesen für Knie oder Hüfte, können Sie direkt im Anschluss eine Rehabilitationsmaßnahme (AHB oder REHA) in der direkt benachbarten Fachklinik beginnen, um die Heilung weiter zu fördern.