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Dr. Lorenzo Cigaina

Der stadtrömische Senat und Italia suburbicaria in der Spätantike (4.-6. Jh. n.Chr.).

Archäologische Quellen zu den Dynamiken von Erhaltung, Niedergang und Erneuerung einer imperialen Metropole und deren nächsten Einzugsgebietes

Der Senat als politisches Organ und die Senatoren als Führungsschicht der spätantiken Weltstadt Rom sollen im Rahmen dieses Habilitationsprojektes aus archäologischer Perspektive untersucht werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei ihrer öffentlichen Rolle in der langen Umbruchszeit zwischen der Regierung Konstantins I., seit der Rom als Kaiserresidenz aufgegeben wird, und dem Ende der Ostgotenherrschaft (552 n. Chr.). Die Abwesenheit des Kaisers ermöglicht unverhoffte Handlungsräume und neue Repräsentationsmöglichkeiten für die Senatoren, die mehrfach als Protagonisten der städtebaulichen Entwicklung – häufig im Sinne einer respektvollen musealen Konservierung – und des kulturellen sowie religiösen Lebens auftreten.

Erforscht werden sollen die Dynamiken von Erhaltung, Niedergang und Erneuerung der Metropole sowie der Provinzstädte in Mittel- und Süditalien (Italia suburbicaria). Nach der relativen Blütezeit des 4. bis Anfang des 5. Jh., mit einer Einwohnerzahl von noch circa einer Million, muss Rom einschneidende Umwälzungen erleben: die Plünderungen infolge dreier Barbareneinfälle im 5. Jh. sowie später die schweren Zerstörungen des Gotenkriegs ziehen das Stadtbild wiederholt in Mitleidenschaft, weswegen schließlich die Bevölkerung auf 30.000 Einwohner herabsinkt. Dem Senat wird jeweils die schwierige Aufgabe zuteil, die Krise effizient zu meistern und die Stadt wiederaufzubauen. Der Kollegialcharakter des politischen Gremiums scheint dabei vermehrt durch divergierende, wenn nicht antikonventionelle, oft religiös begründete Initiativen von Gruppen und Individuen erschüttert zu werden. Unter Mitwirkung anderer Faktoren führt die zunehmende Verbreitung des Christentums wesentlich zu einem tiefgreifenden Paradigmenwechsel.

Viele der in Rom vorkommenden Verhaltensmuster finden sich übertragen an den provinzialen Wirkungsstätten der Italia suburbicaria wieder, wo die Senatoren Patronatsbeziehungen unterhalten, öffentliche Werke stiften und ihren Grundbesitz von prächtigen, nach dem stadtrömischen Wohnstandard ausgestatteten Landvillen aus verwalten. An solchen Parallelerscheinungen wird man die vielfache Vernetzung von Stadt und Umland sowie die geistige, fortdauernde Ausstrahlungskraft der Roma aeterna nachvollziehen können.


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