Zu Hauptinhalt springen

Fellows

Nachfolgend finden Sie Informationen zu den Fellows der Forschungsstelle (in alphabetischer Reihenfolge) und zu ihren Forschungsprojekten.


  
Neubauer, Felix


Architektur, Natur und die Materialität des Kollektiven im Kulturraum der Sámi

Betreuer: Prof. Dr. Heike Delitz (Uni Regensburg)

Fachbereich: Soziologie, Kollektivwissenschaft

Kontakt: felix.neubauer[at]stud.uni-regensburg.de


Projektbeschreibung

Das gegenwärtige nördliche Fennoskandinavien, welches die nördlichen Landesteile der Saaten Norwegen, Schweden, Finnland und Russlands umfasst und seit time immemorial den Siedlungsraum des indigenen Volks der Sámi bildet, zeichnet sich gegenwärtig durch mannigfaltige sozio-ökologische Transformationen aus. Traditionelle Praktiken, wie die der Rentierzucht, und die mehr-als-menschliche Landschaft der skandinavischen Hochebenen geraten zunehmend unter Druck durch die ressourcenextraktivistischen Infrastrukturen des intensiv betriebenen Eisenerz-Abbaus sowie durch „grüne“ Infrastrukturen der Wasserkraft-, Windkraft- und in Zukunft potentiell auch Lithium-Gewinnung. Im Rahmen des DFG-Projekts „Architektonische Modi kollektiver Existenz“ fragt das Forschungsvorhaben dabei nach der Rolle von Architekturen und Infrastrukturen für die Konstitution und Transformation des Sozialen sowie deren Bedeutung als materielles Medium kollektiver Selbstsetzungen. Am Gegenstand der schwedischen Stadt Kiruna (samisch: Giron), welche aufgrund der unter der Stadt liegenden weltgrößten Eisenerz-Mine in einem mehrstufigen Prozess von 2004 bis 2100 um 3 km nach Osten versetzt bzw. als ökologische Smart City neu geplant wird, sollen die materiell-semiotischen gesellschaftlichen Naturverhältnisse von Architekturen und Infrastrukturen im kolonialen Kontext beforscht werden. Unter Rückgriff auf Konzepte aus den Science and Technology Studies, der Akteur-Netzwerk-Theorie und den Neuen Materialismen formuliert das Promotionsprojekt so eine neomaterialistische Architektursoziologie subaktischer (Plan-)Städte und deren Rolle in der Konstitution und Transformation des Sozialen im gegenwärtigen nördlichen Fennoskandinavien.


English Version

Contemporary northern Fennoscandia, which comprises the northern parts of Norway, Sweden, Finland and Russia and has since time immemorial formed the settlement area of the indigenous Sámi people, is currently characterized by manifold socio-ecological transformations. Traditional practices, such as reindeer herding, and the more-than-human landscape of the Scandinavian highlands are coming under increasing pressure from the resource-extractivist infrastructures of intensive iron ore mining and the “green” infrastructures of hydropower, wind power and, potentially in the future, lithium extraction. As part of the DFG project “Architectural Modes of Collective Existence”, the research project examines the role of architecture and infrastructure for the constitution and transformation of the social as well as their significance as a material medium of collective self-settings. Using the Swedish city of Kiruna (sami: Giron), which, due to the world's largest iron ore mine situated below the city, is being relocated 3 km to the east in a multi-stage process from 2004 to 2100 and is being redesigned as an ecological smart city, the material-semiotic societal relationships with nature of architectures and infrastructures in a colonial context will be investigated. Drawing on concepts from science and technology studies, actor-network theory and new materialisms, the PhD project thus formulates a neo-materialist architectural sociology of subactual (planned) cities and their role in the constitution and transformation of the social in contemporary northern Fennoscandia.


Akademischer Werdegang

  • Seit Jan. 2025: Stipendiat in der Promotionsförderung der Hansen-Stiftung und der Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft, Universität Regensburg
  • 2019– 2023: M.A. Gesellschaftstheorie an der Universität Jena.
    Titel der Masterarbeit: „Naturzerstörung und materialistische Theorie. Ein Versuch der Annäherung zwischen Historischem und Neuem Materialismus am Gegenstand der Natur im Werk Anna L. Tsings“
  • 2017–2023: Stipendiat in der Studienförderung der Hans-Böckler-Stiftung
  • Jan.-Aug. 2021: Auslandssemester an der Universität Stockholm
  • Nov./Dez. 2020: Freier Lektor für die BMBF-Nachwuchsgruppe „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten", Universität Jena
  • April – Juli 2020: Wissenschaftliche Hilfskraft für das Seminar „Einführung in die Techniksoziologie“, Arbeitsbereich Arbeits- und Industriesoziologie, Universität Jena
  • Okt. 2019–Feb. 2020: Tutor für die Veranstaltung „Arbeitsweisen der Soziologie“, Institut für Soziologie, Universität Jena
  • April-Nov. 2019: Wissenschaftlicher Assistent bei der DFG-Kollegforschungsgruppe „Postwachstumsgesellschaften“ an der Universität Jena sowie dem Berliner Journal für Soziologie
  • 2016–2019: B.A. Soziologie mit dem Nebenfach Philosophie an der Universität Jena
  • Aug. 2018: Summer School „Repoliticising Capitalism: Contradictions, Critique and Alternatives“ an der Universität Roskilde, Dänemark
  • 2015–2016: B.A. Soziologie mit den Nebenfächern Philosophie und Literaturwissenschaft an der Universität Bielfeld



Prenzel, Hanna


Kollektives Filmemachen: Zwischen Widerstand und Widerspruch

Betreuer: Dr. Guido Kirsten (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf)

Fachbereich: Filmwissenschaften


Projektbeschreibung

Mit der „Krise der Sorgearbeit“ sind die Bedeutung von geschlechtsspezifischer Reproduktionsarbeit, ihre Ausbeutungsformen und ihre Einbettung in Klassenverhältnisse wieder ins Blickfeld gerückt. Treibende Kraft dieser erneuten Aufmerksamkeit sind feministische Proteste, Arbeitskämpfe und neue Formen von Streiks, die von transnationalen Bewegungen geführt werden und die sich oftmals auf die geschlechtsspezifischen Kämpfe der 1960er und 1970er Jahre beziehen. Das Dissertationsprojekt greift diese Kämpfe auf und untersucht historisch die materiellen Voraussetzungen, Praktiken und Aushandlungsprozesse der kollektiven Filmproduktion der frühen 1970er Jahre.

Ziel des Projektes ist es, mithilfe einer Filmdiskursanalyse verschiedene Bildrepertoires feministischer Klassenkämpfe in kollektiv produzierten europäischen Filmen der frühen 1970er Jahren zu untersuchen. Das Promotionsprojekt beleuchtet drei unabhängige Dokumentar-/Hybridspielfilme, die im Kontrast zu traditionellen, hierarchischen Formen des Filmemachens stehen: Nightcleaners (UK, 1972-1975) des Berwick Street Film Collective, Marin Karmitz’ Coup pour Coup (FR, 1972) und den Kurzfilm Für Frauen – 1. Kapitel (BRD, 1971) von Cristina Perincioli. Anhand dieser drei unabhängig produzierten Filmbeispiele wird das widerständige und widersprüchliche Potenzial der kollektiven Filmarbeit diskutiert. Zur Auswertung der Analyseergebnisse wird der Arbeitsbegriff der „relationalen Bildpolitiken“ genutzt, um den spezifischen Dialog zwischen kollaborativer Filmproduktion und filmischer, formalästhetischer Darstellungsform zu beschreiben.


Akademischer Werdegang

  • Seit 2021 Promovendin
  • 2019-2023: wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Filmische Diskurse des Mangels – Zur Darstellung von Prekarität und Exklusion im europäischen Spiel- und Dokumentarfilm“ (Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)
  • 2014-2018: Dokumentarfilmregie (selbstorganisierte Filmschule filmArche e.V., Berlin)
  • 2011-2016: M.A. Kunstgeschichte im globalen Kontext mit Schwerpunkt Kunst Afrika (FU Berlin)
  • 2009-2011: M.A. Arts and Media Administration (FU Berlin)
  • 2006-2009: B.A. Romanistik und Kunst (Universität Osnabrück und Université Rennes)

Publikationen (bis zum Abschluss des Promotionsverfahrens)

  • "Individualization as a Shared Experience? Precarious Conditions Negotiated in German Film: Individual Refusal and Collective Agency", in: Cuter/Kirsten/Prenzel (Hg.): Precarity in European Cinema, 2022.
  • Precarity in European Film: Depictions and Discourses (Film, Class, Society Vol. 1), hg. zusammen Cuter/Kirsten, 2022.
  • "Feminist Perspectives on Precarization. Revisiting Gendered Strike in Collaboratively Produced Films", in: Image & Narrative 22/3, 2021 (=The Aesthetics of Precarity. Precarious Realities and Visual Modes of Representation), 50 ff., online unter: http:// www.imageandnarrative.be/index.php/imagenarrative/article/view/2770/2254


  
Rutter, Anja


Wer bleibt? Zusammenbruch und Überleben zwischen Bronze- und Eisenzeit in der Levante

Betreuer: Prof. Oliver Nakoinz (CAU Kiel)

Fachbereich: ur- & frühgeschichtliche Archäologie

Kontakt: arutter[at]posteo.de


Projektbeschreibung

Gegenstand und Zeitstellung dieser archäologischen Forschungsarbeit sind die Stadtstaaten der Levante in der Umbruchsphase  zwischen Spätbronze- und Früher Eisenzeit um 1200 v.Chr. Ziel ist eine Darstellung der vielgestaltigen Wahrnehmungen, die Menschen der Zeit von den Beziehungen ihrer Orte entwickelten, von der Größe und den wechselnden Richtungen solcher Netzwerke und den Gruppenzugehörigkeiten, die sich darin widerspiegeln und die möglicherweise auch gewaltsame Umbrüche überdauern.

Anders als bei Vorhaben dieser Art üblich werden Fundstellen über heutige Länder- und Forschungsgrenzen hinweg in Beziehung zueinander gesetzt, um die aktuellen politischen Narrative der Levante aufzulösen. Diese bedienen sich zur Schaffung von Identitäten eines weit in die Vergangenheit zurückreichenden, ethnischen Kulturbegriffes, der in der Forschungspraxis eine massive Einschränkung von Erkenntnismöglichkeiten bedingt. Mit dem Paradigma der Kollektivwissenschaften bricht diese Arbeit solche monolithische Kulturvorstellung auf, indem sie das Fundmaterial als materiellen Ausdruck von Standardisierungen annimmt und die Nutzer verschiedener Fundgruppen so als Kollektive definieren kann. Ob es sich dabei um Gruppen mit eigener Kohäsion handelt und welche als Sozialkollektiv aufgefasst werden können, wird über eine Analyse der Fundkontexte und der im Material sichtbaren Kontakte festgestellt.

Es wird so überhaupt erst möglich, die Objektverbindungen nicht als Konnektivität eines Ortes auszudrücken, sondern als Beziehungen, die von einer Gruppe von Menschen wahrgenommen werden – und das, ohne dass die Selbstverortung dieser Menschen, ihre Identität, ethnische Zuordnung oder Rolle in ihrer Gesellschaft interpretiert werden müssen.

Diese Dissertation sieht sich eingebettet in das noch größere und öffentlichere Interesse an der Levante insgesamt, das sich aus den jüngeren und jüngsten politischen und sozialen Umbrüchen ergibt, während die Zerstörungen in Bürgerkrieg und extremistischen Angriffen archäologischen Untersuchungen eine Dringlichkeit verleiht, die Interessen einer spezialisierten Forschungsgemeinschaft weit übersteigt.


Akademischer Werdegang

  • seit 2018: Doktorandin an der CAU Kiel, Fach Ur- & Frühgeschichte
  • 2018: Ausbildung Europäischer Forschungstaucher an der CAU Kiel
  • seit 2010: Grabungsassistenz und -leitung zu Land und zu Wasser im In- und Ausland
  • 2009-2010: M.A. Maritime Archaeology (University of Southampton)
  • 1993-2002: M.A. Geschichte; Staatsexamen I in Geschichte und Anglistik (Universität Bielefeld)
  • 1995-1996: ECTS-Studium Geschichte (NUI Maynooth, Irland)

Publikationen (bis zum Abschluss des Promotionsverfahrens)

  • Mediterranean connections. How the sea links people and transforms identities, Sidestone Press: Leiden2023 (hg. zusammen mit mit Schmidt, L.C., Käppel, L. und Nakoinz, O.)
  • "So fern, so nah – Nächste und Nachbarn. Netzwerke seldschukischer Architektur im Hafen von Alanya/Türkei", in: Skyllis 18/2, 2018, S. 237-241
  • "Rezension zu: Simone Kahlow (Hg.), Transfer between sea and land. Maritime vessels for cultural exchanges in the Early Modern Period, Leiden: Sidestone Press 2018", in: Skyllis 18/2, 2018, S. 263-265
  • "Rezension des Oxford Handbook of Wetland Archaeology", in: Skyllis 13/1, 2013, S.121-123
  • "Die Faszination des Ablasses. Kommissar Raimundus Peraudi in Westfalen" (mit Gaus, G.), in: Signori, G. (Hg.): Heiliges Westfalen. Heilige, Reliquien, Wallfahrt und Wunder im Mittelalter, Verlag für Regionalgeschichte: Bielefeld 2003, S. 195-210


  1. FAKULTÄT FÜR SPRACH-/LITERATUR-/KULTURWISSENSCHAFT

Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft

Altes Finanzamt (ALFI)
Landshuterstr. 4
VR 07
93047 Regensburg


+ 49 941 943-53 00
forschungsstelle.kollektiv
[at]ur.de