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Ringvorlesung Kameras im Gerichtssaal

Plakat der Ringvorlesung

Eine Herausforderung an der Schnittstelle von Recht, Medien und Kultur

Interdisziplinäre Ringvorlesung im Sommersemester 2025

Mittwochs, 18-20 h, Hörsaal H 13


Konzept

Vorstellung der Ringvorlesung aus Anlass der Eröffnung der Ausstellung: "Strafprozesse filmen", am 14. Mai 2025

Die Ringvorlesung beschäftigt sich aus rechts- und kulturwissenschaftlicher Perspektive mit den Fragen der Funktion und Folgen von Filmaufnahmen von bzw. in Strafgerichtsprozessen. Der Fokus richtet sich auf unterschiedliche juristische Rechtsrahmen in Deutschland, Frankreich und darüber hinaus, die Funktion von internationalen Gerichtsprozessen für die internationale Verständigung, auch mit Blick auf Vergangenheitsbewältigung bzw. Transitional Justice, kommunikatives und kulturelles Gedächtnis, auf Konzepte und Praktiken von Zeugenschaft, schließlich auf individuelle und kollektive Effekte von gefilmten Gerichtsdokumenten und Gerichtsfilmen. Die Vorlesung greift den Impuls der Ausstellung "Strafprozesse filmen" auf, die vom 15. Mai bis zum 12. Juli 2025 an der Universität Regensburg multimedial gezeigt werden wird. Sie beschäftigt sich mit dem dort gezeigten Material großer Strafgerichtsprozesse – Nürnberger und Eichmann-Prozesse, Prozesse von Klaus Barbie (1987), Paul Touvier (1994) und Maurice Papon (1997-98) sowie ein Prozess im Zusammenhang mit der chilenischen Diktatur (2010) – und erweitert diesen Kreis sowohl in Bezug auf die juristischen als auch die medienwissenschaftlichen, kulturwissenschaftlichen und erinnerungspolitischen Belange, die damit einhergehen unter folgenden Aspekten:

  • Warum Gerichtsprozesse filmen? Welche Ziele sind mit dem Einsatz von Kameras und Mikrofonen im Gerichtssaal verbunden? Wie kommt es zu unterschiedlichen juristischen Rahmenbedingungen für das Filmen von Gerichtsprozessen in verschiedenen Ländern und Kulturen? Welchen Unterschied macht es, wie die audiovisuellen Aufnahmen eingesetzt werden – zur Verbesserung der gerichtlichen Entscheidungsgrundlage, zur Veröffentlichung oder zu Archivzwecken? Welche Archivzwecke könnten es sein?
  • Was bedeutet der Grundsatz der Gerichtsöffentlichkeit "Justice must not only be done, but it must be seen to be done" im digitalen Zeitalter? Kann die Veröffentlichung von Filmaufnahmen im Sinne von Restorative oder Transitional Justice das Recht stärken oder zur Vergangenheitsbewältigung beitragen?
  • Verändert Filmen den Prozess? Welche Folgen haben filmische Aufnahmen für die Vorbereitung von und die Akteur:innen in Gerichtsprozessen? Verhalten sie sich möglicherweise im Wissen um die Aufnahmen anders? Wie verändert sich ihr Verhalten – spielen sie sich für die Kameras auf, werden sie eingeschüchtert? Welchen Effekt hat diese Verhaltensänderung jeweils für das Verfahren?
  • Kann man Veränderungen von Zeugenschaft beobachten, die mit Film-Aufnahmen in Zusammenhang zu bringen sind? In welchem Verhältnis stehen Konzepte und Praktiken von Zeugenschaft (von ehemaligen Verfolgten) nach 1945 mit Gerichtsprozessen zu NS-Verbrechen?
  • Welche Verbindungen bestehen zwischen Aufnahmen von oder aus Gerichtsprozessen und erinnerungskulturellen Produkten, etwa Filmen, Biopics oder Ausstellungen?
  • Lassen sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive deutsche, französische und deutsch-französische Spezifika finden? Wenn ja, welche und in welcher Weise hat dies Einfluss auf den Umgang mit Dokumenten gefilmter Prozesse und, allgemeiner gefasst, medialen Repräsentationen?

Programm

23.04.2025

Eröffnung der Vorlesung durch die Organisator:innen
- Anlass, Ablauf, Formalia, inhaltlicher Input
30.04.2025

Anna K. Bernzen, Universität Regensburg
Kameras im Gerichtssaal: der deutsche, englische und französische Rechtsrahmen im Vergleich

07.05.2025

Fabien Théofilakis, Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne
Prozesse filmen/"Filmer": Was lehren uns die Kameras in Gerichtssälen? Antworten anhand des Eichmann-Prozesses

14.05.2025
10-12 h
VG 0.04
Sondertermin: Martine Sin Blima-Barru, Französisches Nationalarchiv
Exposer des archives audiovisuelles de procès pour crimes contre l'humanité
 
14.05.2025 Eröffnung der Ausstellung "Strafprozesse filmen"
Eröffnungsvortrag: Stefanie Bock, Philipps-Universität Marburg
Court-TV? Zur Aufzeichnung völkerstrafrechtlicher Prozesse in Deutschland
(nur mit besonderer Anmeldung über GRIPS)
21.05.2025 Iva Vukušić, Universiteit Utrecht
Archives of War Crime Trials: Challenges and Opportunities for Research
28.05.2025 Robert Uerpmann-Wittzack, Universität Regensburg
Der völkerrechtliche Blick: Frieden durch Recht verlangt Sichtbarkeit
04.06.2025 Hilda Inderwildi, Université de Bourgogne Europe
Dramaturgie des Blicks: Transdisziplinäre Perspektiven auf den Klaus Barbie-Prozess
11.06.2025 Christiane Heibach, Universität Regensburg
Schuld filmen. Eine medienästhetische Perspektive
18.06.2025 Isabella von Treskow, Universität Regensburg
Tradierung und Transformation von Zeugenschaft
25.06.2025 Simon Pschorr, Neue Richtervereinigung e.V.
Der Rechtsstaat in Bild und Ton - Status quo und Ausgestaltungsmöglichkeiten der Aufzeichnung strafrechtlicher Hauptverhandlungen
02.07.2025 Magdalena Abel, TU Nürnberg
Filmaufnahmen und Erinnerungen: Eine kognitionspsychologische Perspektive
09.07.2025 Frank Bräutigam, ARD
Annette Ramelsberger, Süddeutsche Zeitung
Als Reporter/in vor Bericht - ein Blick hinter die Kulissen journalistischer Arbeit
16.07.2025 Ninon Maillard, Universtité de Paris Nanterre
Procès fictifs, film de procès et procès filmés: un matériau de recherches en histoire du droit
23.07.2025 Henning E. Müller, Universität Regensburg
Warum nicht filmen? Diskussion um filmische Dokumentation strafrechtlicher Hauptverhandlungen

Programm zum Download (PDF)



Interessierten Studierenden steht ein GRIPS-Kurs zur Verfügung.

Konzeption: Prof. Dr. Anna Bernzen, Prof. Dr. Isabella von Treskow, Prof. Dr. Robert Uerpmann-Wittzack


Gefördert durch:


  1. Fakultät für Rechtswissenschaft

Kameras im Gerichtssaal

Ringvorlesung im Sommersemester 2025

Bild des Audimax-Foyers