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Aktuelles: Antidiskriminierungsstelle der UR erhält Unterstützung durch vier studentische „Lotsen“

Auf Augenhöhe Hemmschwellen abbauen und Wertschätzung vermitteln – diese Aufgaben übernimmt das neue Team der studentischen Hilfskräfte der Antidiskriminierungsstelle

10. Oktober 2024, von Margit Scheid

  • Präsidium

An einer so großen Institution wie der Universität Regensburg (UR), mit fast 20.000 Studierenden und mehreren Tausend Mitarbeitenden, lassen sich Konflikte nicht immer vermeiden. Die Antidiskriminierungsstelle, mit der Ansprechperson Dr. Birgit Bockschweiger, ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Antidiskriminierung und Diversität an der Universität.

In der Antidiskriminierungsstelle sind Aktivitäten und Maßnahmen, die einem diskriminierungsfreien Campus dienen, gebündelt. Sie ist koordinierende Anlaufstelle für Fragen, Themen und Probleme rund um Diversity und Diskriminierung. Eine der jüngsten Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Antidiskriminierungsstelle ist die Einstellung von vier Studentischen Hilfskräften, sogenannten Lotsen, die Dr. Bockschweiger in ihrer umfassenden Arbeit unterstützend zur Seite stehen, insbesondere im Kontakt mit Studierenden und studentischen Initiativen. 

Anfang des Sommersemesters 2024 haben Lea Wagner, Studentin der Bildenden Kunst und ästhetischen Erziehung, Aleksandra „Ola“ Szulc, Medizin, Levin Strasser, Vergleichende Kulturwissenschaft und Medienwissenschaft sowie Malena Koch, Kriminologie und Gewaltforschung, ihre Arbeit als studentisches Team der Antidiskriminierungsstelle aufgenommen. Sie nehmen Anfragen per Mail entgegen, klären über die Möglichkeiten und Arbeitsweisen der Antidiskriminierungsstelle auf, stellen den Kontakt in die Studierendenschaft her, helfen bei der Vorbereitung und Ausarbeitung von Workshops und verschiedenen Programmen, hören Betroffenen bei Bedarf als erste Ansprechpersonen zu und kümmern sich um Organisatorisches wie die Erstellung von Social Media-Posts oder Flyern.


„Manchmal möchte eine betroffene Person erst einmal mit einer Gleichaltrigen sprechen, bevor sie sich an die Antidiskriminierungsbeauftragte wendet“, erklärt Lea diesbezüglich. Tatsächlich stellt die „offizielle Antidiskriminierungsstelle“ manchmal für Betroffene eine Hürde dar – es steht die Frage im Raum: „Ist mein Anliegen relevant genug, um es zu melden?“ Die vier studentischen Hilfskräfte (SHKs) sollen diese Hemmschwelle abbauen und so die Möglichkeit für hierarchiefreie Gespräche unter Studierenden geben. Auf Wunsch hören sie den Betroffenen in einem ersten Gespräch zu, vermitteln Sicherheit und zeigen Wertschätzung für den Mut der Studierenden, problematische Erfahrungen anzusprechen.

„Diskriminierungserfahrungen sind auch im universitären Kontext anzutreffen, da Hierarchien hier immer eine Rolle spielen. Es ist daher umso wichtiger, dass Betroffene nicht allein gelassen werden, sondern Unterstützung erfahren, die ihre Wünsche und Bedürfnisse respektiert. Unsere Aufgabe ist es Betroffenen aufmerksam zuzuhören und zu signalisieren: Du bist nicht allein. Wir stärken dir den Rücken, falls du unsere Unterstützung brauchst“, erklärt Malena. „Immer wenn sich jemand diskriminiert fühlt, ist es relevant genug, gehört zu werden. Hier herrscht viel Unsicherheit, die wir den Menschen nehmen möchten“, ergänzt Lea. Zudem kennen die Lotsen die Strukturen an der UR und sind mit spezifischen Beratungsstellen und vielen anderen universitären Gruppen und Arbeitskreisen im Austausch, so dass sie bei Bedarf auch direkt weitere hilfreiche Kontakte vermitteln können. Daher ist der Ausbau der Vernetzung innerhalb der Studierendenschaft aktuell auch eine der vordringlichsten Aufgaben der vier SHKs. 

Für Lea ist die Arbeit bei der Antidiskriminierungsstelle viel mehr als „nur“ ein Job. Sie hat Themen wie „Ausgrenzungsmechanismen“, „Rassismus“ oder „Sexismus“ durch das Zusatzstudium „Genderkompetenz“ besser kennengelernt. „Dadurch habe ich gemerkt, wie wichtig es mir ist, mich mit diesen Themen auch im Alltag zu beschäftigen. Und in der Kommunikation mit anderen Studierenden ist mir dann bewusst geworden, dass die Antidiskriminierungsstelle noch immer nicht bekannt genug ist.“ 
Sowohl Lea, als auch Ola, haben die Arbeit der Antidiskriminierungsstelle ursprünglich durch einen der zahlreichen Sensibilisierungsworkshops kennengelernt, die Dr. Bockschweiger regelmäßig an der UR anbietet. Für Ola waren die im Studium und im Alltag gemachten Erfahrungen ausschlaggebend dafür, sich aktiv in der Antidiskriminierungsstelle einzubringen. „Es gibt immer wieder Momente im Uni-Alltag, in denen es zu Diskriminierungen oder Ungleichbehandlungen kommt und ich möchte gerne ein Teil davon sein, etwas dagegen zu tun, bzw. Birgit in ihrer Arbeit zu unterstützen. Es ist unglaublich, wie viel sie auf die Beine stellt“, erklärt die Medizinstudentin. 
Der dritte Lotse, Levin, hat vor seinem Studium bereits als Ergotherapeut gearbeitet und im Rahmen der beruflichen Arbeit auf verschiedenen Ebenen mit Diskriminierung zu tun gehabt. „Ich habe viel mit körperlich und geistig beeinträchtigten Personen gearbeitet. In diesem Zusammenhang habe ich immer wieder die vielen baulichen und sprachlichen Barrieren mitbekommen, mit denen Menschen in ihrem Alltag zu kämpfen haben. Es ist sehr wichtig auch diese Art der Diskriminierung auf dem Schirm zu haben und sie zu minimieren.“ An der UR hat Levin dann im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im AK Queer immer wieder von verschiedensten Diskriminierungen erfahren. Über die Arbeit dort hat der Student auch Dr. Bockschweiger und ihr Betätigungsfeld an der UR kennengelernt. „Die Arbeit bei der Antidiskriminierungsstelle ist sehr interessant für mich, weil ich es aus ganz verschiedenen Blickwinkeln wichtig finde, Gerechtigkeit zu schaffen und diese auch institutionell zu unterstützen“, so Levin.

Malena hat ursprünglich begonnen sich im Rahmen eines studentischen Arbeitskreises zu Themen der feministischen Rechtswissenschaft intensiver mit der Thematik der Diskriminierung auseinanderzusetzen. Vor ihrem Masterstudium an der UR hat sie bereits einen Bachelor in Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen absolviert, in dem sie insbesondere die Frage nach Geschlechtergerechtigkeit und Diskriminierungen im und durch das Recht beschäftigt haben. „Die universitären Strukturen habe ich dann während meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Gleichstellungsteam der juristischen Fakultät an der Universität Göttingen besser kennengelernt“, so Malena. 

Mit der Installierung des studentischen Teams der Antidiskriminierungsstelle hat die UR einen wichtigen Schritt zur weiteren Sensibilisierung und Unterstützung der Studierenden und Mitarbeitenden unternommen. Die vier SHKs übernehmen vielfältige Aufgaben, die von der Vernetzung der Studierendenschaft untereinander, der Erstellung von Informationsmaterialien bis hin zur persönlichen Betreuung und Vermittlung von Hilfsangeboten reichen. Ihre Arbeit erfolgt dabei auf Augenhöhe mit den unterschiedlichen Studierendengruppen und Fachschaften. Sie wollen die Anliegen, Themen und den Bedarf seitens der Studierenden hinsichtlich gemachter Diskriminierungserfahrungen an der Universität Regensburg aufzeigen und in enger Kooperation die Ziele und Projekte der Studierenden für einen diskriminierungssensibleren Campus umsetzen. „Dabei ist uns der gegenseitige Austausch sehr wichtig. Die Devise lautet: mit den Studierenden gemeinsam aktiv werden und nicht an ihnen vorbei. Hierfür sind wir die Bindestelle, die diesen Austausch herstellen möchte“, fasst es Malena zusammen.

Die Einstellung der vier Lotsen ist damit ein bedeutender Schritt, um die UR zu einem inklusiveren und wertschätzenderen Ort zu machen, an dem jede Stimme gehört und respektiert wird. 

Foto: © Dragan
Das studentische Team der Antidiskriminierungsstelle (v.li.): Levin Strasser, Aleksandra Szulc, Malena Koch und Lea Wagner zusammen mit der Antidiskriminierungsbeauftragten der UR, Dr. Birgit Bockschweiger.

Kontakt aufnehmen

Dr. Birgit Bockschweiger

Referentin für Antidiskriminierung & Diversity
E-Mail: [email protected] (studentisches Team der Antidiskriminierungsstelle) oder [email protected]
Tel.: +49 941 943-2364
Raum: PT3.2.32

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