Am 15. und 16. Mai 2025 fand an der Universität Regensburg die internationale Konferenz „Sorting and Ordering: Area Studies in the Contemporary World“ des Departments für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies (DIMAS) statt. Die zweitägige Veranstaltung würdigte nicht nur die beeindruckende Entwicklung des Departments, sondern unterstrich auch die Bedeutung interdisziplinärer Area Studies für das Verständnis globaler Zusammenhänge in Zeiten zunehmender Krisenherde und sich rapide wandelnder politischer und kultureller Landschaften.
Das DIMAS, hervorgegangen aus dem Center for International and Transnational Area Studies (CITAS), hat sich seit seiner ursprünglichen Konzeption 2020 und insbesondere ab der formalen Einrichtung im Jahr 2021 zu einem weithin sichtbaren wissenschaftlichen Zentrum der Area Studies entwickelt. Es bringt Forschende aus unterschiedlichsten Disziplinen zusammen, um kulturelle, soziale, politische und rechtliche Prozesse in ihren lokalen, transregionalen und globalen Dimensionen zu analysieren. Der besondere Fokus liegt dabei auf einem multiskalaren Ansatz, der lokale Dynamiken systematisch mit globalen Verflechtungen verknüpft.
Mit der neuen Einrichtung der sechs im DIMAS unmittelbar integrierten Professuren, von denen nun die letzte, zur Transregionalen Religionsgeschichte, in Person von Prof. Dr. Laura Lieber besetzt wurde, sowie dem offiziellen Umzug an den Standort Bajuwarenstraße 4 ist das DIMAS vollständig und bereit für die Zukunft. Die Konferenz feiert diesen wichtigen Meilenstein, aber auch die ersten Erfolge in der Forschung, mit denen das Department sich bereits aktiv in die deutsche und internationale Forschungslandschaft involviert hat. So trägt die Konferenz, je nach Perspektive, verschiedene Gesichter – von einer Eröffnung des Standorts bis zu einer ersten Bestandsaufnahme des bisherigen Weges. Vor allem soll sie aber eine gemeinsame Absichtserklärung für die vielversprechende Zukunft der Area Studies in Regensburg und darüber hinaus sein.
Universitätspräsident Prof. Dr. Udo Hebel würdigte in seinem Grußwort die zentrale Rolle des Departments für die strategische Profilbildung der Universität: „Das DIMAS verkörpert in besonderer Weise das Profil der Universität Regensburg – interdisziplinär, weltoffen und zukunftsorientiert. Es steht exemplarisch für unser Selbstverständnis, innovative und relevante Forschung mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden.“
Die inhaltliche Ausrichtung der Konferenz griff diese Zielsetzung auf und stellte die Frage nach neuen Ordnungsmechanismen im globalen Wandel in den Mittelpunkt. Prof. Dr. Timothy Nunan, Professor für Transregionale Wissenskulturen an der UR, betonte dabei: „Die Welt von heute wird immer bedrohlicher, zwischen der Herausforderung durch revisionistische Mächte wie Russland und China, dem Aufstieg autoritärer Bewegungen und der Aushöhlung universeller Normen der Menschenrechte und des Völkerrechts. Area Studies können uns helfen, dieser Welt im Umbruch einen Sinn zu geben, indem sie untersuchen, wie sich globale Trends in bestimmten Gebieten auswirken.“ Dabei skizzierte er insbesondere die vielfältigen Aufgabengebiete des DIMAS, aber auch die Möglichkeiten, die durch das interdisziplinäre Team hierbei bestünden: „Am DIMAS sind wir stolz darauf, das klassische Instrumentarium der Regionalstudien – Fremdsprachen, ethnografische Feldforschung, gründliche Archivarbeit – mit der Aufmerksamkeit für Phänomene wie digitale Medien, Gender und Sexualität und Postkolonialismus zu kombinieren, um unsere heutige Welt besser zu verstehen.“
Die Geschäftsführerin des DIMAS, Dr. Laura Niebling, seit Oktober 2024 im Amt, unterstrich die Bedeutung des Standorts Regensburg für diese besondere Forschungsagenda: „Das DIMAS denkt mit seinem interdisziplinären und multiskalaren Ansatz herkömmliche Konzepte der Area Studies weiter. Unsere Umgebung an der UR, in der wir mit vielen Kolleg*innen mehrerer Fakultäten eng zusammenarbeiten können, bietet hierfür ideale Bedingungen. Die Arbeit in Regensburg gemeinsam zu gestalten, ist die leitgebende Idee der diesjährigen Konferenz. ‚Sorting and Ordering‘ ist inhaltlich wie programmatisch gemeint. Und wir freuen uns zugleich, der interessierten Öffentlichkeit unseren neuen Standort an der Bajuwarenstraße vorstellen zu können.“
Den Auftakt der Konferenz bildete ein öffentlich zugänglicher Programmtag mit Keynote, Roundtable und einem Empfang. Der zweite Tag war als wissenschaftlicher Retreat für die Regensburger Forschungscommunity konzipiert mit Workshops, offenen Atteliers und Diskursionen über laufende Forschungen und Kooperationen. Er diente der Reflexion über künftige Perspektiven und Synergien innerhalb der Universität.
Ein besonderer Höhepunkt war die Keynote von Prof. Dr. Susan Hodgett von der University of East Anglia. Die Gründungsprofessorin und Direktorin der dortigen Area Studies gilt als Vordenkerin eines dialogisch verstandenen, interdisziplinär erweiterten Verständnisses von Area Studies. In ihrer Keynote „Die Zukunft der Area Studies in einer Zeit globaler Transformationen“ erkundete sie zukünftige Richtungen der Disziplin in einer komplexen, sich rasch wandelnden Welt. Sie plädierte dabei für einen stärkeren Austausch mit Orten und Menschen, verwies auf die Notwendigkeit, traditionelle akademische Grenzen zu überschreiten, und ermutigte dazu, auch etablierte Genres infrage zu stellen.
„Die exzellenten Entwicklungen am DIMAS der Universität Regensburg spiegeln ihren wichtigen Platz beim Vorantreiben der Area Studies weltweit wider. Ihre herausragende multi- und interdisziplinäre Vorstellungskraft deckt sich mit der unseren am New Area Studies Research Centre der University of East Anglia. Gemeinsam treiben wir die wachsende globale Diskussion über die dritte Welle der Area Studies und deren Auswirkungen voran“, erklärte Prof. Hodgett, und weiter: „Diese Konferenz ist eine wunderbare Etappe in dieser beeindruckenden Entwicklung. Ich gratuliere DIMAS zu ihrem breit gefächerten Programm und ihrer scharfsinnigen Vision, mit der sie versuchen, die immer komplexeren und schwierigeren Probleme in der Welt zu erklären und zu analysieren. Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit, ihre erfolgreiche Entwicklung und weitere bemerkenswerte nationale und internationale Beiträge.“
In einer anschließenden Roundtable-Diskussion kamen führende Vertreter*innen des Fachs – Prof. Dr. Helmut Aust (FU Berlin), Prof. Dr. Julia Bee (Ruhr Universität Bochum), Dr. Cassandra Mark-Thiesen (Universität Bayreuth), Prof. Dr. Timothy Nunan (DIMAS) sowie Prof. Hodgett selbst – mit Prof. Dr. Anna Steigemann (DIMAS) ins Gespräch, um über die Rolle der Area Studies in der gegenwärtigen globalen Umbruchlage zu diskutieren.
Die Konferenz beleuchtete grundlegende Veränderungen in den Bereichen Umwelt, Medien, internationales Recht und Wissensproduktion sowie neue epistemologische Zugänge, insbesondere im Kontext des Globalen Südens. Dabei wurde deutlich, wie globale Krisen lokale Ordnungen und Identitäten prägen – und umgekehrt lokale Dynamiken globale Diskurse beeinflussen.
Mit seinem innovativen Forschungsansatz, der sechs Professuren und zahlreiche Nachwuchswissenschaftler*innen umfasst, bietet DIMAS ein flexibles, themenzentriertes Modell kooperativer Forschung über Fachgrenzen hinweg. Es stärkt die internationale Sichtbarkeit der Universität Regensburg und liefert wichtige Impulse für strategische Verbünde wie den Leibniz-WissenschaftsCampus.
DIMAS steht damit beispielhaft für die Fähigkeit der Universität Regensburg, aktuelle Herausforderungen mit wissenschaftlicher Tiefe, methodischer Vielfalt und gesellschaftlichem Engagement zu adressieren.
Organisiert wurde die DIMAS 2025 Konferenz „Sorting and Ordering“ von Prof. Dr. Anna Steigemann, Dr. Mélanie Sadozaï, Dr. Roman Birke, Barbara Wimmer-Bulin und Dr. Laura Niebling mit Unterstützung des gesamten DIMAS Teams.
Kontakt aufnehmen
Dr. Laura Niebling
Geschäftsführerin Department für Interdisziplinäre und Multiskalare Area Studies (DIMAS)
Universität Regensburg
Tel.: +49 941 943 68528
E-Mail: [email protected]