Frau Dr. Hubig, Sie haben an der Universität Regensburg studiert und promoviert. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dieser Zeit, und gibt es einen besonderen Moment, der Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben ist?
Der erste Winter, 1988, war gewöhnungsbedürftig – ständig dieser Nebel über der Stadt. Aber danach kamen der Frühling und Sommer und ich habe die Uni und die Stadt lieben gelernt. Ich mochte den Campus und war häufig Gast in der Bibliothek der Geisteswissenschaftler, da ging es etwas ruhiger zu als in der Jura-Bib. Später bin ich dann in die Rechtsgeschichte "umgezogen" und nach langen Abenden dort, war es immer sehr praktisch, dass auf dem Heimweg der Kneitinger lag. Der besondere Moment war immer unser Lehrstuhl-Mittagessen in der Unipizzeria.
Sie waren auch wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Professor Ekkehard Schumann. Welche Erfahrungen aus diesem Lebensabschnitt prägen Sie heute in Ihrer politischen Arbeit?
Ich habe unglaublich viel in der Zeit am Lehrstuhl gelernt, sie hat mich geprägt. Professor Schumann war für mich das, was man sich unter einem Rechtsgelehrten vorstellt. Ein brillanter und umfassend gebildeter Jurist, der die Verfassung und den Rechtsstaat nicht nur theoretisch erklärte, sondern auch praktisch lebte, als Professor und Vizepräsident des Bayerischen Senats und als anwaltlicher Vertreter vor Gericht. Und er war ein sehr früher Computerfan, der uns am Lehrstuhl geschützte Leerzeichen beibrachte, aber eben auch wichtige „soft skills“ wie Präzision, Dinge zu hinterfragen und überzeugend zu argumentieren.
Was hat Sie motiviert, den Weg in die Politik und schließlich ins Bundesjustizministerium einzuschlagen? Gab es einen bestimmten Auslöser oder war es eine schrittweise Entwicklung?
Der Weg in die Politik war schleichend. Mit jedem beruflichen Schritt bin ich der Politik ein bisschen näher gerückt. Ich habe mich zunächst eher aus der Zuschauerperspektive für Politik interessiert. Durch die Zeit als Mitarbeiterin im Büro der Ministerinnen Herta Däubler-Gmelin und Brigitte Zypries habe ich dann an der Schnittstelle zwischen juristischer Arbeit und politischer Planung und Umsetzung gearbeitet. Das hat mir schon sehr gefallen. Als ich als beamtete Staatssekretärin zum damaligen Minister Heiko Maas ins Bundesjustizministerium zurückgekehrt bin, wurde die Arbeit natürlich auch politischer. Gleichzeitig aber war mir immer klar: Als Beamtin bin ich vor allem für das Ministerium, für seine Aufgaben und Vorhaben, für Inhalte und die Beschäftigten verantwortlich. Der Einstieg in die aktive Politik war dann erst der Sprung nach Mainz als Bildungsministerin im Kabinett von Malu Dreyer 2016. Im Kern versuche ich weiterhin, mir meine Art zu arbeiten, zu erhalten: Möglichst sachorientiert zu sein, mich als Dienstleisterin für die Bürgerinnen und Bürger zu verstehen - und als Teil eines Teams, das gemeinsam Verbesserungen erreichen will.
Welche Themen liegen Ihnen als neue Bundesjustizministerin besonders am Herzen, und welche Herausforderungen sehen Sie aktuell im deutschen Rechtssystem?
Ich will den Rechtsstaat stärken. Denn der steht gerade mächtig unter Druck. Es gibt Kräfte, die schüren eine Polarisierung, schwächen Institutionen und säen Misstrauen, um unser Vertrauen in den Rechtsstaat auszuhöhlen. Ich will das Vertrauen in die unabhängige Justiz stärken – mit einem Pakt für den Rechtsstaat. Dazu gehört auch eine Modernisierung der Justiz – Stichwort Digitalisierung und Einsatzmöglichkeiten für KI. In Zeiten von Unsicherheit und Veränderung müssen wir den Rechtsstaat wieder zu unserem Kompass machen. Er zeigt uns verlässlich die Richtung!
Ein Blick zurück und nach vorne: Welche Ratschläge würden Sie den heutigen Jura-studierenden mit auf den Weg geben, die von einer Karriere in der Politik träumen?
Ganz klar: Studium und Referendariat abschließen und erst einmal in einem Beruf arbeiten. Das gibt einem eine große innere Freiheit. Denn politische Ämter sind immer Ämter auf Zeit. Und mein wichtigster Rat: Das machen, was einen interessiert und was man selbst spannend findet.
Können Sie sich vorstellen, in Ihrer neuen Rolle als Bundesjustizministerin einmal wieder nach Regensburg zurückzukehren, vielleicht für einen Gastvortrag oder eine Diskussionsrunde mit Studierenden?
Unbedingt! Ich denke sehr gerne an meine Zeit in Regensburg zurück. Wir hatten eine tolle Zeit am Lehrstuhl und ich habe mich ganz besonders gefreut, als mir die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen als „Team Ekki“ gratuliert haben. Ich freue mich immer wieder zurückzukommen. Regensburg hat sich unglaublich verändert. Das Mittelalter war schon immer in der Stadt – die Türme und Giebelhäuser, die Steinerne Brücke und das Alte Rathaus. Für mich ist nach der Wiedervereinigung noch das italienische Flair hinzugekommen. Das macht Regensburg zu einer sehr lebenswerten Stadt. Also: Ich komme gern und diskutiere mit jungen Nachwuchskräften – und danach in die Unipizzeria …

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