Socially responsible investment
Finanzprodukte versprechen Anlegern zunehmend die Erfüllung von ESG- (environmental, social, governance) Zielen. Grüne Fonds bieten die Möglichkeit, gezielt in ESG-positive und nicht in ESG-negative Unternehmen zu investieren. Damit soll die Finanzbranche einen Beitrag insbesondere zum Klimaschutz leisten. Aber funktioniert das? Sinken die Kapitalkosten von ESG-positiven Unternehmen? Steigen die von ESG-negativen? Oder springen einfach andere Investoren ein, wenn “grüne” Anleger kein Aktien oder Anleihen CO2-intensiver Unternehmen kaufen? Wenn die Kapitalkosten sich ändern, sind die Änderungen dann groß genug, um für Investitionsentscheidungen und das Klima einen nennenswerten Unterschied zu machen?
Wir untersuchen diese Angebots- und Nachfrageeffekte auf Finanz- und Gütermärkten im Arrow-Debreu-Gleichgewichtsmodell. Unsere Forschung liefert starke Zweifel daran, dass Green finance einen merklichen Einfluss auf das Klima nehmen kann. Die damit verbundenen Bürokratiekosten sollten eingespart werden. Ressourcen und politisches Kapital sollten stattdessen für wirksame klimapolitische Maßnahmen eingesetzt werden.
Publikationen:
- "Socially responsible investing: the general equilibrium perspective",
Theoretical Economics 18 (2023), 65-95. - “The Economics of Green Debt”,
SSRN Working Paper.

Green Finance
Grüne Finanzprodukte sind oftmals mit geringeren Renditen verknüpft. Die Motive dafür können sowohl nachfrage- als auch angebotsseitig sein. Grüne Investitionen werden tendenziell von Individuen finanziert, die bereit sind, auf einen Teil der marktüblichen Rendite zu verzichten, um “Gutes zu tun”. Gleichzeitig erfordern viele klimafreundliche Projekte neue Technologien, welche zunächst kostenträchtig erforscht werden müssen.
Trotz der Richtigkeit solcher Investitionen sind diese häufig mit Ineffizienzen verbunden. Im internationalen Kontext kann es passieren, dass die Kosten des Grünerwerdens von zu wenigen Akteuren geschultert werden müssen. Das Ausschalten von Klimarisiken auf Unternehmensebene führt nicht zu einem besseren Funktionieren des Kreditmarktes über welchen diese ihre Projekte finanzieren. Ferner stellt eine Investition unter freiwilligem Renditeverzicht stets einen Wohlfahrtstransfer weg von ESG-orientierten Individuen dar.
- “Green central banking and game theory: The Chicken Game-approach”, Economic Systems Volume 48, Issue 4, December 2024, 101251.
- “Project risk neutrality in the context of asymmetric information”, The North American Journal of Economics and Finance Volume 77, March 2025, 102383.

Makroökonomische Modellierung des Klimawandels
Wie beeinflusst der Klimawandel langfristiges Wachstum und Verteilung? Eine sehr komplexe Frage, denn Klimaökonomik kennt nicht nur “bekannte Unbekannte”, also quantifizierbares Risiko, sondern auch “unbekannte Unbekannte”. Wie lassen sich Aussagen über die Zukunft treffen, wenn die Zukunft von Dingen abhängt, die in der Geschichte der Menschheit noch nie passiert sind? Und wie lassen sich politische Klimamaßnahmen beurteilen, wenn deren Auswirkungen auf Wachstum und Verteilung so ungewiss sind? Hier sitzt die Ökonomik an der Schnittstelle zur Ethik und Politikwissenschaft und bricht mit dem altbekannten Werkzeugkasten der theoretischen Modellierung neue Bahnen.

Forschungsbereich 4
Beschreibung